Termin: 11.11.2023 / 10:00 bis 14:00 Uhr
Ort: NSG Mittelgrund bei Bad Lobenstein / MTB 5435,3 und 5435,4
Teilnehmer: 30
Exkursionsführung: Stefan Born und Bernd Rudolph
Am 11. November führte unsere vorletzte Exkursion der Pilzsaison 2023 in ein sehr interessantes Gebiet im Thüringer Schiefergebirge unweit von Bad Lobenstein. Die besondere Bedeutung dieses Naturschutzgebietes beruht zum einen auf der Tatsache, dass es sich um ein ehemaliges Militärgelände handelt, das seit 1997 weitgehend der Rückeroberung durch die Natur überlassen wurde, und zum anderen bisher mykologisch noch nie erkundet worden war. Flora und Fauna dagegen sind bereits gut erforscht, wie der interessierte Naturfreund dieser Informationstafel am „Eingang“ ins NSG entnehmen kann:
Da war es also eine sehr gute Entscheidung der ThAM, die Erstkartierung dieses vielversprechenden Gebietes vorzunehmen. Dieser Aufgabe stellten sich fast 30 fleißige und tapfere Exkursionsteilnehmer, denn es galt, den unwirtlichen Wetterbedingungen zu trotzen, die dieser Novembertag zu bieten hatte: Regen-und Graupelschauer bei 3 ° und heftiger Wind auf immerhin 600 m Höhe. Aber der Regen endete kurz nach 10.00 Uhr, so dass nach der Einweisung durch unsere Exkursionsführer Stefan Born und Bernd Rudolph aus der Saalfelder Pilzgruppe der Begehung des NSG nichts mehr im Wege stand:
In den folgenden 2,5 Stunden waren die PSV und Pilzkundigen der ThAM und einige Gäste so intensiv beschäftigt, dass sie dem Wetter kaum Beachtung schenkten, denn es gab ein für diesen späten Zeitpunkt erstaulich reichhaltiges Pilzvorkommen zu bewundern. Bereits die Vorexkursion am 03.11. durch Stefan und Bernd hatte große Hoffnungen geweckt, denn es wurden fast 50 Arten erfasst, darunter einige Raritäten wie Moor-Birkenpilz und Kiefern-Grünling:
Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt, denn als Endergebnis der Exkursion konnten nach Abschluss der Nachbestimmungen durch die Experten insgesamt 188 Arten kartiert werden, eine sehr erfreuliche Bilanz. Darunter waren auch einige weitere, die Stefan bei einer Nachexkursion eine Woche später fand, u.a. sogar der Tintenfisch-Pilz, der ebenfalls das NSG Mittelgrund „für sich entdeckt“ hat. Dieses sehr abwechslungsreiche und weitläufige Gebiet mit einer Größe von 263 ha weist eine bemerkenswerte Vielfalt von Habitaten auf, so dass der Vergleich mit einem Mosaik oder Flickenteppich in der Natur durchaus angebracht ist. Schon die eindrucksvollen Heideflächen zu Beginn mit Hunderten von Fliegenpilzen begeisterten alle Teilnehmer:
Für die zahlreichen Gäste der ThAM an diesem Tag, darunter sogar eine Mutter mit ihrem pilzbegeisterten 11jährigen Sohn aus dem fernen Regensburg, war unsere Exkursion ein besonders eindrucksvolles Erlebnis.
Ein Wermutstropfen im Freudenbecher waren allerdings die zahlreichen Kahlschlagflächen, denn auch vor dem NSG macht der Borkenkäfer keinen Halt. Aber es gibt auch noch kleinere intakte Fichtenbestände, und auf den Kahlflächen wuchern Hallimasch und Falsche Pfifferlinge, als ob sie nur darauf gewartet hätten … und auch diese Flächen wird sich die Natur, der der Mensch dort nicht mehr Einhalt gebietet, zurückholen und nach ihrem „Gutdünken“ gestalten. Das ist genau die Entwicklung, die nicht nur wir als Mykologen überaus gutheißen. Somit werden wir mit Sicherheit das NSG Mittelgrund weiterhin im Auge behalten.
Am Ende der Exkursion wurde die traditionelle Fundbesprechung in verkürzter Form und den Umständen entsprechend auf eher ungewohnte Art und Weise durchgeführt:
Das tat der Auswertung jedoch keinerlei Abbruch, denn die umfangreiche Nachbereitung gehört zu jeder Kartierungsexkursion der ThAM. Die Ergebnisse wurden auch unmittelbar an das Landratsamt des Saale-Orla-Kreises in Schleiz übermittelt, wie es vereinbart worden war. Die Genehmigung zum Betreten des NSG Mittelgrund war bekanntlich etwas holprig verlaufen, aber die diesbezüglichen Hürden wurden von unserem Vorstandsvorsitzenden Jochen Girwert souverän aus dem Weg geräumt. Es wäre auch zu schade gewesen, wenn diese so erfolgreiche Exkursion nicht zustande gekommen wäre.
Text: Bernd Rudolph
Fotos: Frank Langguth und Bernd Rudolph