Die immer milder werdenden Winter veranlassten uns vor einigen Jahren auch noch im Dezember eine ThAM-Tagesexkursion durchzuführen. So auch am 07. Dezember 2024 – und wir wurden nicht enttäuscht. Das Exkursionsziel, ein mit Laubbäumen umsäumter Fichtenforst unweit von Tanna, konnte komplett dem MTB 5537/113 zugerechnet werden. Trotz einer Höhenlage von 600 bis 650 m ü. NN und vorangegangener leichter Nachtfröste waren viele Spätherbstpilze noch vollkommen intakt. Das Wetter zur Exkursion selbst hätte gern etwas milder ausfallen können. 0° C Höchsttemperatur und leichte Schnee-Graupelschauer hinderte aber 12 Pilzverrückte nicht daran, den Weg ins Ostthüringer Oberland auf sich zu nehmen. Nach zweistündiger Exkursion konnten immerhin 114 Pilzarten bestimmt werden. Etwas südl. vom Exkursionsgebiet fand J. Girwert im MTB 5537/13 noch Peniophora polygonia auf Pappel.
Von den 114 aufgefundenen Arten sind besonders erwähnenswert Bispora pallescens (Pers.) J.K. Mitch. & Quijada, das Blasse Buchenbecherchen (RL_Status_D), Clitocybe costata Kühner & Romagn., der Kerbrandige Trichterling (RL_Status_D), Octospora affinis Benkert & L.G. Krieglst., der Goldhaarmoosbecherling (RL_Status_D), Rhodonia placenta (Fr.) Niemelä, K.H. Larss. & Schigel, der Rosafarbene Saftporling (RL_Status_D), Tectella patellaris (Fr.) Murrill, der Klebrige Schleierseitling oder Beschleierte Zwergknäueling,
sowie Xanthoriicola physciae (Kalchbr.) D. Hawksw., ein Pilz der auf Gelbflechten parasitiert und sich stark in Ausbreitung befindet. Um die Art sicher zu bestimmen ist das Mikroskopieren unerlässlich.
Analog gilt Letzteres für Flammulina elastica (Lasch) Redhead & R.H. Petersen, dem sehr häufigen Weiden- oder Langsporigen-Samtfußrübling (RL_Status_D). Einem Eintrag in die Rote Liste dieser häufigen Art ist ganz gewiss dem zu schulden, dass er erst 1999 zur Art erhoben wurde, aber auch wohl oft nicht mikroskopiert wurde. Mehrjährige Untersuchungen des Erstautors zeigen, dass geschätzte 90% aller F. velutipes-Funde auf Salix, F. elastica zuzuschreiben sind. Er kommt nicht selten auch auf anderen Laubgehölzen vor, ist aber dort nicht so dominierend wie auf Weide. Eine Unterscheidung nach makroskopischen Merkmalen ist nicht möglich. Zur Trennung beider Arten eignet sich aber der mittlere Sporenquotient, oder noch deutlicher die mittlere Sporenlänge:
Mittlerer Sporenquotient: > 2,6 à F. elastica / < 2,5 à F. velutipes
Mittlere Sporenlänge: > 8,3 µm à F. elastica / < 8,0 µm à F. velutipes
Die Sporenbreite unterscheidet sich nicht und liegt ca. zwischen 3,0 bis 3,6 µm
Sporen von Flammulina elastica und Sporen von Flammulina velutipes
Wichtig ist, dass nur gefallene Sporen zur Bewertung gelangen. Bei Exsikkaten, wo kein Sporenpulverabdruck gelingt, bedient man sich am besten den meist reichlich auf Stiel und Hut befindlichen abgeworfenen Sporen.
Text: A. Vesper, Ch. Morgner; Bilder: Ch. Morgner, J. Girwert, St. Schmidt, A. Vesper
Anlage: Fundliste des MTB 5537/113 vom 07.12.2024