Wegen der beiden vorausgegangenen Trockenjahre war ein vermeintliches feuchtes Gebiet als Exkursionsziel für den Monat September ausgewählt worden. Aber die normalerweise wasserführenden Gräben im Forst Schwansee waren ausgetrocknet – während man im Großraum Ilmenau in Pilzen „baden“ konnte, herrschte bei Erfurt Trockenjahr Nummer drei.
Wie man schon aus der Luft gut sehen kann, ist das Gebiet mit seinen schnurgeraden Wegen stark vom Menschen geprägt. Auch der Baumbestand ist mit zahlreichen Hybrid-Pappeln nicht naturnah. Es gibt aber auch bessere Bereiche, insbesondere innerhalb des Naturschutzgebietes im Westteil. Auch bemerkenswerte Pilze wurden schon gefunden, so der Silbergraue Auen-Rötling (Entoloma saundersii), eine vom Aussterben bedrohte thüringer Verantwortungsart.
Entgegen den Erwartungen – wer
wird in dieser miesen Pilzsaison überhaupt kommen ? – fanden sich in guter
Stimmung immerhin dreizehn erwartungsfrohe Teilnehmer ein. Nach Begutachtung
einiger Mitbringsel aus glücklicheren Gebieten, begann die Exkursion. Sie
dauerte vier Stunden und wird keine Mykologiegeschichte hinsichtlich
bemerkenswerter Funde schreiben. Die Liste der gefundenen Arten ist sehr kurz.
Aber die Stimmung war gut und wurde auch durch gegen Ende einsetzenden Regen
nicht getrübt.
Am Wegesrand und in den ausgetrockneten Gräben fand sich
auch viel „Kleinzeug“, das Anlass für Gespräche bot, sich aber der Bestimmung
entzog.
Am Ende der Exkursion: Überzogene Zeit und Regenschutz unter
Fichte.
Fundliste: Christine Morgner
1
Abortiporus biennis
(Bull.) Singer
Rötender Wirrling
2
Agaricus bitorquis
(Quél.) Sacc.
Stadt-Champignon
3
Amanita solitaria (Bull.)
Mérat
Stachelschuppiger Wulstling
4
Amanita strobiliformis (Paulet
ex Vittad.) Bertill.
Am 29.08.2020 war es wieder einmal so weit. Die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie traf sich zu einer Exkursion am Wisentatal bei Schleiz. Nachdem einige ergiebige Niederschläge der Dürre in Thüringen ein Ende gesetzt hatten, fanden sich ca. 25 gut gelaunte Pilzbegeisterte ein. Die Landschaft in der Region ist geprägt von Teichen, Seen und Stauseen.
Jochen Girwert kam bereits mit einem Körbchen voller Röhrlinge an und so bekamen alle die Gelegenheit, den Satanspilz life zu erleben.
Zu Beginn gab Andreas Vesper, der freundlicherweise die Organisation übernommen hatte, die Ausdehnung des Exkursionsgebietes und den geplanten Zeitpunkt der Fundbesprechung bekannt.
Es gab etliches an Pilzen zu entdecken, aber sie wuchsen nicht überall. Der Waldboden war zwar feucht, doch die Dürre der vergangenen Monate hatte ihre Spuren hinterlassen.
An feuchteren Stellen, wie auf diesem Waldweg tat sich allerdings etwas. Die Pilzfreunde freuen sich, weil sie in der Nachbarschaft eines Mehlräslings einen winzigen Steinpilz entdeckt hatten. Ein Zeigerpilz wie im Bilderbuch.
Ein gutes Indiz dafür, dass die Pilzsaison allmählich beginnt. An diesem seltsamen Rastplatz, der mit allerlei Naturmaterialien und mit Gartenzwergen ausstaffiert war, wurden die Namen der Pilzfunde zusammengetragen, die Angelika unterwegs noch nicht vermerkt hatte.
Auf dem Rückweg trafen sich die Grüppchen wieder und die Funde wurden diskutiert. Hier ging es um einen Speisetäubling.
Wie immer wanderten viele Pilze in Schachteln und Döschen, um ihnen zu Hause mit Hilfe des Mikroskops und entsprechender Literatur einen Namen geben zu können. Die Fundliste muss am Ende schließlich genau sein.
Die Körbchen waren nicht übermäßig gefüllt, aber wer wollte, konnte auch ein paar Pilze für die Pfanne mitnehmen.
dieses Jahr ist von der Coronapandemie geprägt und davon bleibt unser Verein nicht unberührt.
Die Landespilzausstellung in Ilmenau findet nicht statt. Die Veranstaltung wurde von uns abgesagt. Darüber waren die Mitarbeiter der Festhalle Ilmenau enttäuscht. Andererseits wurden auch keine Rahmenbedingungen bekanntgegeben. Es besteht keine Planungssicherheit.
Ob lokale Pilzausstellungen stattfinden werden, kann ich bislang nicht sagen. Auch da bestehen Unsicherheiten.
Ferner haben wir uns dazu entschlossen, die Mitgliederversammlung im September nicht durchzuführen. Am geplanten Ort konnte ich keine geeignete Lokalität finden, das heißt, einen Raum, an dem die notwendigen Abstände eingehalten werden können. Aber abgesehen davon, würde zur Zeit jede Versammlung ein Risiko bedeuten. Die Mitgliederversammlung sollte nicht beliebig herausgeschoben werden. Ganz kurz entschlossen lässt sie sich nicht nachholen; eine Frist von vier Wochen muss für die Einladung eingehalten werden.
Die ausstehenden Exkursionstermine werden nicht abgesagt. Solange sich alle Teilnehmer angemessen verhalten, bleibt das Risiko bei Freiluftveranstaltungen gering. Alle Exkursionen beginnen 10.00 Uhr.
29.08.2020 TE Thüringer Vogtland. TP: B94, Wisentatal bei 07907 Schleiz . Anfahrt: A9 bis Dittersdorf (Ausfahrt Schleiz gesperrt!), L1077 bis Schleiz, B94 Richtung Zeulenroda, kurz nach einer 180° Linkskurve geht es abwärts ins Wisentatal, P auf Freifläche an scharfer Rechtskurve auf der linken Seite am Waldrand / oder überZeulenroda, auf der B94: ca. 2km nach Lössau am rechtseitigem Waldende, P auf Freifläche an scharfer Linkskurve auf der rechten Seite am Waldrand; EF: A. Vesper
26.09.2020 TE in Schwansee (nördl. Erfurt). TP: Ortseingang Schwansee aus Richtung Stotternheim. EF J. Girwert
24.10.2020 TE bei Kahla im Reinstädter Grund und angrenzende Berge. TP: Westlicher Ortsrand Milda (Dorfstraße); EF H. Kössel
07.11.2020 TE Südharz. TP: 99768 Ilfeld, Hohnsteiner Str. 1 (Edeka); EF G. Eckstein (findet nicht bei Wintereinbruch statt! Evtl. G. Eckstein 036331 506387 kontaktieren)
12.12.2020 TE: Hengstbachgebiet bei Weimar. TP: Nördlicher Ortsrand Bergern bei Bad Berka. EF: J. Girwert. Versuch einer Winterexkursion!
Ich wünsche uns allen Gesundheit und eine gute Pilzsaison.
ThAM-ExkursionWaldgebiet östlich Fischbach / Vorderrhön am 27. Juni 2020
Bericht: Jochen Girwert
Am Anfang des Monats hatte es geregnet, immerhin, aber es
war in ganz Thüringen schon wieder bedenklich trocken. So unkte unser
Exkursionsführer, Gerrit Schmook, vorher schon, ob überhaupt
Exkursionsteilnehmer zusammenkommen würden.
Bild F. Langguth
Am Treffpunkt in Diedorf fanden sich auch nur wenige
Teilnehmer ein. Erste Pilze wurden begutachtet. Hier geht es um untypisch
geratene Speisetäublinge.
Bild F. Langguth
In der offiziellen Begrüßung geht Gerrit auch auf die
Baumschäden auf Grund der wiederholten Trockenjahre ein. Deshalb oder aus
anderen Gründen hat sich neuerdings der Rußrindenpilz stark verbreitet.
Bild C. Morgner
Die Rhön ist nicht grundlos großflächig als
Biosphärenreservat ausgewiesen. Die Landschaft ist sehr angenehm
abwechslungsreich. Prägend sind Basaltkuppen, an deren Basis wieder
Buntsandstein und Muschelkalk liegen. Es gibt ausgedehnte Wiesen und
Schaftriften. Aber diesmal ging es in das Waldgebiet östlich von Fischbach.
Bild C. Morgner
Trotz relativer Pilzarmut gab es doch Funde, über die man
sich gut austauschen konnte.
Bild F. Langguth
Pilz des Tages wurde der Weißstielige Ledertäubling. Davon
gab es mehrere Funde. Diese große Art erscheint in den Rotbuchenwäldern schon
recht zeitig und lässt sich von Trockenheit offenbar nicht beeindrucken.
Bild F. Langguth
Im Schullandheim von Fischbach gab es Kaffee und wirklich leckeren Kuchen. Darauf als Abschluss der Exkursion folgte die Fundbesprechung. Das war ein schöner Tag, auch mit Abstechern in die Orchideen- und Schmetterlingskunde.
Fundliste
Ersteller: Christine Morgner
Fischbach, Rhön Alter See/Basaltsee-Wald MTB: 5326,422 am 27.06.2020
Teilnehmer:
Gerritt Schmook (Führung), Jochen Girwert, Holger Kössel, Frank Langguth, Christine Morgner, Frank Putzmann, Erika Semmler, Wolfgang Stark, Ulrike Welle-Hauber
Vom 10. bis 13. Oktober 2019 fand die 3. BOLETUS -Tagung in Thüringen statt. Organisation und Durchführung lag diesmal in den Händen der Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie e.V. (ThAM). Früh fiel die Entscheidung, die turnusmäßige ThAM-Tagung und die Boletus-Tagung miteinander zu verbinden. Die Auswertung der Historie beider Tagungen machte klar, dass von über hundert zu erwartenden Teilnehmern auszugehen ist. Geeignete Objekte für Veranstaltungen dieser Größenordnung, die auch preislich noch in das Budget der meisten Pilzfreunde passen, gibt es nicht viele in Thüringen. Von den vier in die nähere Auswahl gekommenen und vor Ort besichtigten, überzeugte die Thüringer Landessportschule in Bad Blankenburg mit ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten einschließlich Verpflegung, ein großer Tagungsraum und mehrere Schulungsräume unter einem Dach und die sich damit ergebenden kurzen Wege, ein sehr ansprechendes Ambiente sowie guter Infrastruktur am meisten. Zudem liegt Bad Blankenburg inmitten mehrerer Naturräume und ist dadurch idealer Ausgangsort für Exkursionen. Bereits im Juni 2018 wurde ein verbindlicher Reservierungsvertrag ausgehandelt und abgeschlossen – wie sich zeigte, eine gute Entscheidung!
Mit der Vorbereitung wurde im Dezember 2017 begonnen.
Zunächst wurde ein Organisationsteam aus fünf Personen (Yvonne Gießler-Stumpf, Jochen
Girwert, Christine Morgner, Bernd Rudolph und Andreas Vesper) gebildet und die
Aufgaben wurden strukturiert. Das erste konkrete Arbeitsgespräch dieses Teams fand
am 01. Dezember 2018 in Bad Blankenburg statt. Schnell ging es an die fleißige
Arbeit (Ankündigungen in mykologischen Zeitschriften, Einladungen vorbereiten
und versenden, Fördermittel sowie Zulassungen von NSG-Begehungen beantragen,
Referenten werben, Vorexkursionen in ausgewählten Naturräumen und Biotopen,
Tagungsmappen und -utensilien beschaffen und vieles mehr).
Die
Tagung
Zum Tagungsbeginn am 10.10.2019 lagen 106 verbindliche Anmeldungen – nicht nur aus dem „Boletus-Gebiet“, sondern aus ganz Deutschland – vor. Zusätzlich kamen einige Tagesgäste, die nicht offiziell gemeldet waren. Einige waren auch schon vorher angereist, um die Natur des geologisch vielfältigen Gebietes etwas länger genießen zu können. Die Voraussetzungen für ein reichhaltiges Pilzwachstum waren im Vergleich zu den letzten zwei Jahren Dank der voraus gegangenen Niederschläge außerordentlich günstig. Zum Mittag des offiziellen Anreisetages gab es bereits die erste geführte Exkursion mit reger Teilnahme. Auch an den folgenden zwei Tagen wurden vormittags je vier geführte Exkursionen – vornehmlich in Naturschutzgebiete – angeboten, von denen niemand enttäuscht zurückkehrte.
Die Nachmittage waren mit Bestimmungsarbeit,
Workshops, Boletus- und ThAM-Mitgliederversammlung und natürlich mit jeder
Menge Diskussionen und Gesprächen ausgefüllt. Nach dem Abendessen folgten
Vorträge und danach individuelles gemütliches Beisammensein.
Besonders positiv und mit reichlich Lob wurden die
tagesaktuellen Vorstellungen einiger besonderer Pilzfunde durch Thomas Rödel,
teils mit Hinweisen der Finder und Bestimmer, angenommen. Am Samstag und
Sonntag gab es noch zwei Höhepunkte: Der diesjährige „Wolfgang-Beyer-Preis“ der
DGfM wurde auf Grund ihrer langjährigen, hervorragenden mykologischen Arbeit an
Ulla Täglich und Gunnar Hensel verliehen.
Eine sehr nette Laudatio hielt Frank Dämmrich. Die
Auszeichnung nahm DGfM-Vorstandsmitglied und ThAM-Mitglied Stefan Fischer vor.
Er hatte auch am Sonntag die ehrenhafte Aufgabe, den „Pilz des Jahres 2020“ bekannt
zu geben. Diese Anerkennung fiel diesmal der Stinkmorchel, Phallus impudicus, zu. In humorvoller Weise wurde der von einigen –
wegen des unangenehmen Geruchs und des obszönen Aussehens – nicht immer
beliebten Pilz in Wort und Bild
präsentiert.
Ansonsten war der Sonntag zur Schulung unserer
Pilzberater vorbehalten. Mit einem gemeinsamen Mittagessen endete gegen 13:30
Uhr die Tagung.
Resümee
und Danksagung
Insgesamt lagen bis zum 30.04.2020 Fundmeldungen von über 1070 Arten und Varietäten vor (siehe Fundliste), darunter sind nicht wenige Thüringer Erstnachweise (gelb unterlegt). Zur Ergänzung folgen außerdem noch fünf Fundlisten mit Angaben zum Roten-Liste-Status von Exkursionen in Schutzgebieten, die von der ThAM organisiert und geführt worden sind.
Seltene und interessante Arten von den Exkursionen in und um Bad Blankenburg werden im nächsten (erscheint voraussichtlich im Mai 2020) und folgenden „Boletus“ vorgestellt. Bei Interesse, bitte einen ausgefüllten Mitgliedsantrag an Dr. Martin Schmidt senden (An der Rehwiese 22, 14612 Falkensee oder per E-Mail martin.schmidt.priv@gmail.com). Bei Mitgliedschaft beträgt der Jahresbeitrag (entspricht 2 Hefte) 16,50 €. Für Nichtmitglieder 28,00 €.
Für das vielfach zugegangene positive Echo sowie die
zahlreichen Danksagungen, aber auch für angenehme, hilfreiche Kritiken für
zukünftige Tagungen bedankt sich die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Mykologie
e.V., im Besonderen das Org.-Team, recht herzlich. Es gibt uns aber auch das
angenehme Gefühl, dass sich die Teilnehmer auf der Tagung sehr wohl gefühlt
haben. Ein besonderer Dank unserseits geht an die zahlreichen Referenten und
Exkursionsführer, die zum guten Gelingen der Tagung in Bad Blankenburg im hohen
Maße beigetragen haben. Ein großer Dank geht auch an die vielen Teilnehmer, die
uns vor Ort mannigfaltig geholfen oder mit umfangreichen Listen ihrer
bestimmten Pilzfunde unterstützt haben. Für
die gute kooperative Zusammenarbeit verdient auch das Team der Rezeption der Landessportschule
Bad Blankenburg ein großes Dankeschön. Nicht zuletzt danken wir
der Thüringer Ehrenamtsstiftung für ihre großzügige finanzielle Unterstützung,
ohne die diese Tagung nicht in dem Umfang möglich gewesen wäre.
Die nächste ThAM-Tagung wird voraussichtlich 2021, die nächste Boletus-Tagung vermutlich erst 2022 in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden.
Referenten
und Themen:
Petra Bonin: „Pilzberatung in Mecklenburg-Vorpommern“
Dr.
Florian Hennicke (Senckenberg
Gesell. für Naturforschung) & Jungho
Lee (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf): „Fruiting body development
and chemical defense in basidiomycetes „ (Fruchtkörperentwicklung und chemische
Verteidigung bei Basidiomyceten)
Dr.
Björn Hoppe (Julius Kühn-Institut
-Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen): „Moderne molekulare Methoden der
Pilzbestimmung – Anwendungsbeispiele und Konsequenzen“
Dr.
Julia Kruse (Pfalzmuseum für
Naturkunde): „Pflanzenpilze – ein Stiefkind der Mykologie“
Matthias Lüderitz: „Pilzwunderland auf der Insel
Fehmarn“
Cathrin Manz: “Die Gattung Russula”
Dr.
Jürgen Miersch:
„Bestimmungseinstieg in die Gattung Mycena“
Dr.
Bettina Plenert (Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen): „Akzidentielle Pilzvergiftungen bei
Kindern“
Thomas Rödel: „Pilz des Tages“
Rolf Then (FG Ornithologie & Artenschutz „Unteres Schwarzatal“):
„Der Naturraum um Bad Blankenburg und seine floristischen und faunistischen
Besonderheiten“
Stefan Zinke: „Wie ein Wespennest – die Gattung Leccinum“
Exkursionen
Donnerstag, den 10.10.2019
Saalfeld,
LSG Kulm, MTB 5334,1 (B. Rudolph)
Hainberg
und NSG Schwarzatal bei Bad Blankenburg, MTB 5333,23 (individuell)