Bericht Stefan Born, Fotos Frank Langguth und Stefan Born
Teilnehmer: Angelika Stacke, Ulrike Welle-Hauber, Klaus Hassmann, Bodo Wagner, Jochen Girwert, Frank Langguth, Stefan Born (Exkursionsleiter) und 6 Gäste
Diese Exkursion stand auf wackeligen Beinen. Am Wochenende zuvor hatte es knapp 20 cm geschneit. In der folgenden Woche setzte Tauwetter ein und der Schnee schmolz bis auf wenige Flecken.
Der Buschfunk rätselte die ganze Woche, ob die Exkursion stattfinden oder doch rechtzeitig abgesagt werden soll.
Nachdem die Wettervorhersage prognostizierte, dass es erst gegen Abend schneien soll, fanden sich bei doch schon am Vormittag einsetztendem leichten Schneefall 13 mutige Pilzenthusiasten beim Parkplatz der Schlossallee am Geraer Stadtwald ein.
Die Wahl auf dieses Waldstück fiel schon im Januar diesen Jahres, da dort aus Gründen des Naturschutzes eine beachtliche Anzahl von Laubbäumen, meist Buchen, gefällt und zum Verrotten liegen gelassen wurden.
Wir hofften auf eine große Baumpilz-Vielfalt und wurden nicht enttäuscht.
Dem Hinweis des Pilzfreundes Frank Büttner folgend suchten wir das Highlight des Tages auf, den Igel-Stachelbart – Hericium erinaceum, einen stark gefährdeten Rote Liste-Pilz der Kategorie 2.
Erwähnenswert wäre noch dieser farbenfrohe Rotköpfige Schleimpilz – Trichia decipiens.
So kamen rund 50 Kartierungseinträge zusammen. Und das, obwohl die meisten Menschen meinen, im Winter gäbe es keine Pilze.
Im vermeintlichen Niemandsland am Rande zu Sachsen-Anhalt liegt ein bei Botanikern sehr bekanntes Naturschutzgebiet. Der Bottendorfer Hügel (auch Bottendorfer Höhen) ist ein langgestreckter Magerrasenkomplex und es war von vornherein klar, dass wir nur einen kleinen Teil von alldem sehen würden. Wir hielten uns fast nur auf dem „Leimberg“ auf.
Der Bottendorfer Hügel wird einmal im Jahr das Ziel zahlreicher Besucher, nämlich wenn im Frühjahr tausende Pflanzen des Kleinen Knabenkrauts (Orchis morio) blühen. Im Sommerhalbjahr wird es einfach nicht langweilig, während die Flächen im Winter karg und windexponiert sind.
Hier wurde Kupfer abgebaut; man findet heute auch noch Abraum. Das Gebiet ist ausgesprochen trocken. Es wurde wegen der geringen Oberbodenauflage stets notgedrungen extensiv bewirtschaftet. Somit handelt es sich in mehrfacher Hinsicht um einen ungewöhnlichen Standort. Pflanzen und Pilze müssen mit steppenartigem Klima und vielfach mit metallbelastetem Boden klar kommen.
Trotz der Bekanntheit des Bottendorfer Hügels findet man nur wenige Funddaten von Pilzen. Bekannt ist, dass es zahlreiche Magerkeitszeiger, insbesondere Saftlinge gibt. Hinzu kommen zahlreiche Bauchpilze, die in das steppenartige Klima passen.
Man würde erwarten, dass unter dem extremen Klima nur wenige und kleine Pilze zu finden sind. So ist es aber nicht – man begegnet mit Hasenstäubling, Riesenschirmpilz und verschiedenen Champignonarten auch oft großen stattlichen Pilzen.
Welche Funde würde unsere Exkursion gegen Ende der eigenwilligen Pilzsaison 2022 bringen?
Man muss erst einen Blick für diese kleinen unauffälligen Pilze entwickeln. Man sieht sie auch nur auf extrem trockenen Standorten. Die Fruchtkörper befinden sich auf einer Unterlage, der Scheibe. Dabei war es die Scheibe, welche lange oben lag. Erst am Ende der Fruchtkörperentwicklung drehen sich die Pilzchen. Das ist eigenartig.
Beide Arten sind vom Aussterben bedroht.
Diese gefährdete Art wurde an mehreren Stellen gefunden. Sie ist, zumindest auf dem Bottendorfer Hügel, verbreitet.
Bei Trockenheit hebt dieser Erdstern Sternarme, aber sozusagen nur bis zur Schulter, während der folgende Zitzen-Erdstern seine Sternarme bis über den Kopf heben kann.
Auf dem Bottendorfer Hügel fand sich bislang nur ein Standort mit einer Handvoll Fruchtkörper. Dort kommt die Art gemeinsam mit Großem Scheibenbovist und Kleinem Erdstern vor.
Diesem stark gefährdeten Brandpilz an Ohrlöffel-Leimkraut begegnet man auf dem Bottendofer Hügel stets mehrfach, sofern man auch phytoparasitische Pilze beachtet.
Nach der Fundbesprechung fand diese interessante Exkursion ihr würdiges Ende in der griechischen Gaststätte am Sportplatz Bottendorf.
29.10.2022, 16 Teilnehmer, 10-13 Uhr, Parkplatz an der Ostthüringenhalle Kartierungsexkursion MTB Viertelquadrant 5140,11 Exkursionsleitung: Andreas Vesper
Dafür, dass die Exkursion in den östlichsten Zipfel Thüringens führte, war die Teilnehmerzahl mit 16 Personen und Hündin Aka recht hoch. Neben 9 ThAM-Mitgliedern waren erfreulicherweise 7 Gäste dabei – ein Indiz , dass die jetzt gut gepflegte Internetseite deutlich mehr angeklickt wird.
Die Tour führte in ein lichtes Tal am Waldrand an einem kleinen Bächlein entlang. Das Wetter war sommerlich warm und die schon wieder einsetzende Trockenheit hinterließ bereits erste Spuren, was sich besonders an der geringen Anzahl an größeren Mykorrhiza-Pilzen zeigte. Insgesamt war die Ausbeute mit 105 Arten aber doch recht hoch. Wenn 32 Augen suchen, kommt eben immer was zusammen.
Nach fast dreistündiger Exkursion wurden zahlreiche Funde auf einer Bank ausgebreitet und die Arten besprochen. Für einige unserer Gäste war es vielleicht erstmal ungewöhnlich, dass es nicht nur um essbar oder giftig ging, sondern dass Pilze weit mehr Interessantes zu bieten haben.
Natürlich ließ sich nicht alles vor Ort bestimmen. Für Nachmeldungen bedanke ich mich bei Christine Morgner. Ein Dankeschön geht auch an Ulla Täglich (Merseburg), für die Bestimmung des Schleimpilzes Badhamia gracilis.
24.09.2022, 10-14 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus in Wandersleben bei Gotha Kartierungsexkursion MTB 5031/334, Exkursionsleiter: Frank Langguth 9 Teilnehmer – Ulrike Welle-Hauber, Josef Hagedorn, Stefan Kieser, Lars Ackermann, Marco Mey, Loreen Scheffner, Uwe Trambo und Nico Linz mit Hündin Aka
Der September war leider auch wieder zu trocken, ein paar kleine Regenschauer in der Woche vor der Exkursion, brachten jedoch die Flussaue zum ergrünen. 5 ThAM – Mitglieder und 3 Gäste zählte die Gruppe. Besonders freute ich mich über die weitgereisten Pilzfreunde aus dem Norden Thüringens. Mit einer kleinen Einweisung ins Exkursionsgebiet und einer Auswertung mitgebrachter Funde begannen wir bei sonnigem Spätsommerwetter unsere Tour. Die Apfelstädt-Quelle entspringt bei Tambach-Dietharz unterhalb des Rennsteiges an der Stockwiese in 728 m ü.NN und mündet nach ca. 33 km im Marienthal bei Ingersleben in die Gera.
Ein 2 km langer strukturreicher Abschnitt des Apfelstädtlaufes mit angrenzendem Auenwald (überwiegend Esche, Erle und Weide), Schotterbänke und Grünlandflächen mit alten Obstgehölzen war abzusuchen.
Zu unserer Freude führte die Apfelstädt nach langjährigen Protesten der „Bürgerinitiative Lebensraum Apfelstädt“ wieder ausreichend Wasser, um die Artenvielfalt von Flora und Fauna zu bedienen.
Auch Geologisch gibt es hier eine Besonderheit. Im Flussbett der Apfelstädt befinden sich mehrere große Grenzdolomitbänke, die den Übergang zwischen unterem und mittlerem Keuper vor ca. 230 Mio. Jahren definieren.
Durch diverse Pilzfunde wurde die Exkursion auch nicht langweilig, es wurde sich rege beraten und ausgewertet. Besonders beschäftigte uns ein rosa Pilz, der sich als der seltene Rosablättrige Krempenritterling zu erkennen gab.
Viele Totholz zersetzende Pilze wurden bestimmt und fotografiert.
Aber auch auf den angrenzenden Wiesen gab es einige Pilzarten zu finden.
Am Ende der Exkursion standen gut 40 Arten auf der Fundliste. Im Anschluss kehrten wir im Bürgerhaus Wandersleben ein und stärkten uns bei interessanten Gesprächen mit Speis und Trank.
MTB 5026.12 27. August 2022 Bericht und Exkursionsleitung: Jochen Girwert Teilnehmer: Ulrike Welle-Hauber, Jochen Girwert, Frank Langguth Fotos: Jochen Girwert, Frank Langguth
Die Datenbasis in einem unterkartierten Gebiet aufzubessern, das war das Ziel. Das ausgewählte Gebiet beim Schwimmbad Gerstungen war uns bislang unbekannt. Ein kleiner Bach, anfangs parallel zur Autobahn, und einige Teiche ließen auf ein nicht völlig ausgetrocknetes Gebiet hoffen. Sommer 2022: Dürre, Dürre, Dürre. Die Pilzfreunde misstrauten offenbar den Aussichten; so fanden sich nur drei Personen zur Exkursion ein.
Das Bachbett war noch feucht, stellenweise tröpfelte etwas Wasser vor sich hin. Das Gebiet ist von gemischtem Charakter: Neben Kiefernforsten und weitgehend abgestorbenen Fichten, gibt es die von Schwarzerlen bestimmten Bereiche einer schmalen Bachaue.
Wir haben es versucht: Sechsundzwanzig Arten, darunter auch Phytoparasiten und ein Schleimpilz konnten mit ihrem Namen aufgenommen werden. Eine ganze Reihe kleiner unbestimmter Schlauchpilze zeigte uns, dass man auch schon bei wenigen Arten an seine Wissensgrenzen kommt und dass auch eine pilzarme Exkursion interessant und kurzweilig sein kann.