ThAM-Arbeitstreffen vom  04. – 07.04.2024 bei Hildebrandshausen

Das diesjährige ThAM-Arbeitstreffen fand bereits Anfang April im südlichen Eichsfeld statt. Trotz des ungewöhnlich frühen Termins, waren die Voraussetzungen außergewöhnlich gut – die letzten drei Monate fast frostfrei und überdurchschnittlich warm und was noch wichtiger war, der Boden war gut durchfeuchtet. Das komplett von uns gemietete Ferienhaus „Auf der Heide“ bei Hildebrandshausen, bot für die angereisten 18 Pilzfreunde ausgezeichnete Bedingungen. Dies galt für die Unterkünfte, genauso wie für die Arbeitsräume einschließlich Küche. Die Selbstversorgung ging, da alle mit anfassten, reibungslos über die Bühne, so dass genug Zeit für Exkursionen, Fachsimpeln zum Thema Pilz, Bestimmungsarbeit am Mikroskop, Aquarellieren und Fundauswertungen blieb.

Die erste Exkursion am Freitag erstreckte sich vom Ortsrand Hildebrandshausen bis zum „Grünen Band“ (ehemalige innerdeutsche Grenze) auf den 480m hohen Berg Plesse. Im unteren Bereich gab es reichlich offene Stellen, vermischt mit Buchenwald mit hohem Eschenanteil. Im oberen Teil, mit Ausnahme des ehemaligen Grenzbereiches, dominierte dichterer Kalk-Buchenwald. Neben einigen Ascomyceten waren die an Holz wachsenden Pilze vorherrschend. Besonders hervorzuheben war ein reichlicher Fund des Kirschbaum-Gallertpilz oder – Kraterpilzes, Ditangium cerasi, am stehenden Stamm einer abgestorbenen Vogelkirsche, Prunus avium. Zeit und Vorkommen sind typisch für diesen Pilz, denn er fruktifiziert vor allem von Herbst bis Frühling bei feuchtem Wetter an Stämmen und ansitzenden Ästen alter Kirschbäume, seltener an anderen Laubbäumen und Weißtanne. Er ist in ganz Europa verbreitet, aber nicht häufig. In Deutschland wird er in der Roten Liste als gefährdet eingestuft (RL3). Wer mehr darüber wissen will, lese auf unserer Internetseite www.tham-thueringen.de unter Informatives > Publikationen > Eckstein G. (2005) – „Nachweise vom Kraterpilz, Craterocolla cerasi, in Thüringen und Sachsen-Anhalt“.

Kirschbaum-Gallertpilz, Ditangium cerasi

Die zweite Exkursion am Samstag, an der sich auch einige Gäste beteiligten, führte in den Zellaer Grund ins Friedatal, östlich Lengenfeld unterm Stein. Die Wiesen standen zum großen Teil noch unter Wasser und waren wenig ertragreich. Die beiden Waldseiten, ein sonnenexponierter Südhang und ein schattiger Nordhang, waren ebenfalls gut durchfeuchtet, aber trockenen Fußes begehbar. Auf dem Nordhang, auf dem früher wohl mal reichlich Fichten gestanden haben, waren wiederum Buche und Esche vorherrschend. Nicht verwunderlich, dass die Pilzflora ähnlich der am Freitag war. Bemerkenswert ist auch der Fund der flächig wachsenden Hypoxylon petriniae, vierter Nachweis für Thüringen. Dieser zu den Kohlebeeren gehörende Pilz ist überwiegend auf Totholz von Eschen zu finden, kommt nach Literatur aber auch gelegentlich an anderen Laubholzarten vor. Durch die arteigene schwarze Randzone unterscheidet sie sich makroskopisch von der ähnlichen Ziegelroten Kohlenkruste, Hypoxylon rubiginosum, die auf der Freitag-Exkursion an Buche gefunden wurde. Die KOH-Auswaschung (ein wichtiges Bestimmungsmerkmal in dieser Gattung) ist bei beiden Arten orange, wobei sie bei H. petriniae etwas trüber ausfallen soll.

Hypoxylon petriniae
Hypoxylon petriniae: KOH-Auswaschung

Dürftig war die Ausbeute der unter Speisepilzsammlern beliebten Morcheln, die über dem basischen Muschelkalkboden und bei den vielen Eschen eigentlich beste Wachstumsbedingungen vorfinden müssten. Aber so ist das bei den Pilzen! Eine sichere Voraussage wo und wie reichlich ist leider nicht möglich ☹

Pilz-Portrait (Heike und Stefan)
Speise-Morcheln und zwei Käppchen-Morcheln

Fotos: S. Born, K. Hassmann, F. Langguth, T. Rödel, A. Stacke, A. Thomae, A. Vesper
Text: A. Vesper & S. Born

Anlagen:

Vorläufige Fundliste für die MTB-Quadranten 4727/3 und 4

Vorläufige Fundliste für den MTB-Quadrant 4827/1